Wirtschaftsforum 2010 – Am Image arbeiten

Diskussion am Markgräfler Wirtschaftstag: „Was macht einen Wirtschaftsstandort attraktiv?“

Veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung am 17. April 2010
von: Volker Münch

MÜLLHEIM. „Was macht einen Wirtschaftsstandort attraktiv?“ Dieser Frage gingen Vertreter der regionalen Wirtschaft und der Politik bei der Podiumsdiskussion beim „Vierten Markgräfler Wirtschaftstages“ in Müllheim nach. Deutlich wurde dabei, dass die Gemeinden im Markgräflerland und besonders die Stadt Müllheim sich nur durch „weiche Standortfaktoren“, durch intensive Imagepflege und gelebten Optimismus positiv am Markt positionieren können.
Knapp hundert Menschen waren der Einladung des Landratsamts Breisgau- Hochschwarzwald und des Müllheimer Gewerbevereins zum Wirtschaftstag gefolgt. Neben informativen Foren rund um das Unternehmen stand die Podiumsdiskussion zum Auftakt im Mittelpunkt. Zum Einstieg steckte Müllheims Bürgermeister René Lohs seinen Claim ab: Der Wirtschaft komme als Rückgrat der Kommune große Bedeutung zu, die Zusammenarbeit sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen, die Stadt stelle die entsprechende Infrastruktur und biete mit der neu gegründeten Müllheim Marketing GmbH (MMG) eine bessere Vernetzung.

Astrid Siemes-Knoblich, BZ-Wirtschaftsredakteur Jörg Buteweg, Wirtschaftsförderer Steffen Weiser, Landrätin Dorothea Störr-Ritter, Lutz Mayer und Raimund Haaf (von links) diskutierten in unserer Schule über Müllheim Foto: V. Münch
Astrid Siemes-Knoblich, BZ-Wirtschaftsredakteur Jörg Buteweg, Wirtschaftsförderer Steffen Weiser, Landrätin Dorothea Störr-Ritter, Lutz Mayer und Raimund Haaf (von links) diskutierten in unserer Schule über Müllheim. Foto: V. Münch

Der Gewerbeverein und die Unternehmen trügen wesentlich dazu bei, diese Stadt lebenswert zu gestalten, ergänzte Gewerbevereinsvorsitzende Astrid Siemes-Knoblich. Sie wünschte sich gleichzeitig mehr Gesprächsbereitschaft seitens der Politik, wenn es um die Ausarbeitung neuer Rahmenbedingungen gehe.

Und da scheint es durchaus Handlungsbedarf zu geben, wie der Diskussionsleiter und Chef der BZ-Wirtschaftsredaktion, Jörg Buteweg, auf Nachfrage erfuhr. So kritisierte Raimund Haaf vom Sportgeschäft Haaf, dass sich die Fußgängerzone bis heute nicht zum gewünschten Mittelpunkt entwickelt habe. Die allgemeine Negativstimmung einiger Unternehmer teile er aber nicht, sagte Haaf, der damit seine Entscheidung für einen zweiten Betrieb in der Fußgängerzone erklärte.

„Wir sind gerne hier“, betonte Lutz Mayer von der Firma Hellma. Er räumte aber ein, dass es durchaus Handlungsbedarf gebe, um die positiven Attribute der Stadt bekannter zu machen. „Die Stadt ist attraktiver als man auf den ersten Blick erkennt“, stellte er fest. Als eine Chance versteht Astrid Siemes-Knoblich die Funktion Müllheims als Mittelzentrum mit seiner zentralen Lage zwischen den Oberzentren Basel und Freiburg. Etwas gegen den von vielen örtlichen Unternehmern gelebten Pessimismus zu tun, gegen die wenig bekannte Leistungsfähigkeit Müllheims und die Defizite beim Image erfordere große Anstrengungen, so Siemes-Knoblich. Diesen Handlungsbedarf bestätigte Wirtschaftsförderer Steffen Weiser. Müllheim sei ein guter Standort, der durch seine Lage Chancen biete. Ihn zu erhalten, verlange aber auch viel Arbeit. Dazu will Weiser etwa mit Informationen über Müllheimer Firmen und die Stadt bei Hochschulen „andocken“, um für die Stadt als Arbeitsplatz zu werben.

Einen wichtigen Beitrag zum Image der Stadt und den „weichen Standortfaktoren“ leiste der Landkreis bei seiner Daseinsvorsorge mit dem Betrieb der Gymnasien und Berufsschulzentren, sagte Landrätin Dorothea Störr-Ritter. Sie forderte, über den kommunalen Tellerrand hinauszuschauen, den Begriff Region neu zu definieren, dabei großräumiger bei der Vermarktung zu denken und eine eigene Marke, etwa die „Marke Schwarzwald“, zu entwickeln. Diese könne auch weit über das Land hinaus Imageträger sein.

„Die Wirtschaft trägt auch für das Gemeinwesen Verantwortung und muss auf die sich ständig verändernden Trends reagieren“, appellierte Siemes-Knoblich an die Unternehmer. Am Ende wurde deutlich, dass Stadt und Wirtschaft zu gleichen Teilen gefordert sind, am Image und den weichen Standortfaktoren und damit an einer erfolgreichen Perspektive zu arbeiten. „Wir müssen ein gemeinsames Standortbewusstsein entwickeln“, sagte Siemes-Knoblich.

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